Kunst und Hochleistungssport: Was ist Ballett?
Expressive Arme, klare Linien und imposante Sprünge: Ballettaufführungen wie Schwanensee, Nussknacker und Dornröschen verzaubern seit über einem Jahrhundert das Publikum. Doch obwohl der Bühnentanz so mühelos und leicht aussieht, erfordert es jahrelanges Training und körperliche Höchstleistungen, um die Bewegungen zu perfektionieren. Die Technik setzt ein hohes Maß an Stärke, Genauigkeit und Beweglichkeit voraus und Schüler brauchen viel Hingabe, um sie erfolgreich zu meistern. Ballett ist hierbei kein isoliertes Genre, sondern stellt die Grundlage für viele weitere Tanzstile dar. Ob Jazz, Contemporary, Eiskunstlauf oder Synchronschwimmen: Keine dieser Tanzformen und Sportarten würde ohne das Ballett existieren. Doch was ist Ballett genau? Wir geben dir einen kleinen Einstieg in die Welt der bedeutenden Tanzart.
Was ist Ballett? Der Tanz mit jahrhundertealter Tradition
Als Ballett versteht man nicht nur den Tanz und die Technik an sich, sondern ein Bühnenwerk mit eigener Handlung, bei dem der Tanz dominiert. Auf Basis einer Musikkomposition wird eine Choreografie kreiert, die festgelegte Tanzschritte und eine bestimmte Abfolge hat. In einem Theater wird durch Tanz, Musik, Kostüme und Bühnenbilder dem Publikum die Geschichte vermittelt.
Die Tanzform blickt hierbei auf eine jahrhundertelange Tradition zurück. Bereits im 15. Jahrhundert wurde in Frankreich und Italien Ballett getanzt, wenngleich die damalige Technik nur wenig mit der heutigen gemeinsam hat. Aufgeführt wurden die ersten Stücke ausschließlich von Männern, die in Fürstenhöfen und Festen auftraten. Heutzutage gibt es in vielen großen Städten eigene Ballettensembles und viele Kinder träumen von einer professionellen Tanzkarriere. Aufführungen von weltberühmten Kompanien wie Bolschoi, American Ballett Theatre, English National Ballet und Pariser Oper sind sehr populär und schnell ausverkauft. Doch Ballett ist nicht immer gleich, je nach Land gibt es andere Ballettarten, die in den Tanzschulen gelehrt werden.
Grundlegende Technik und Voraussetzungen
So komplex und vielfältig Ballett auch sein mag, die Bewegungen sind alle klar definiert und gehen von fünf Grundpositionen der Arme und Beine aus. Jedes Detail beim Balletttanz wird vorgegeben: Wohin dreht sich der Kopf, was machen die Arme und wie hoch wird das Bein gehoben. Alle Körperteile müssen koordiniert zusammenarbeiten, um eine Bewegung richtig auszuführen. Für die Schrittfolgen wird ebenfalls zwischen fünf verschiedenen Kategorien unterschieden: Adagio, Pirouetten, Petit Allegro und Grand Allegro. Während bei Ersterem langsame lyrische Bewegungsabläufe dominieren, begeistert Letzteres durch seine imposanten, großen Sprünge und temperamentvollen Charakter. Zum Erlernen der Technik wird das Balletttraining in zwei Teile aufgeteilt. Ein Teil wird an der Barre (Stange) gelehrt, wo der Fokus auf die Beinarbeit gelegt wird. Im zweiten Center-Teil werden Übungen ohne Stütze frei getanzt.
Beim Ballettunterricht wird ein großer Schwerpunkt auf das Erlernen der korrekten Technik gelegt. Denn nur wenn der Körper richtig positioniert ist und fehlerlos arbeitet, wird die gewünschte Ästhetik beim Ausführen der Bewegungen erreicht und Verletzungen vorgebeugt. Neben konzentriertem Arbeiten und zahlreichen Wiederholungen helfen auch körperliche Voraussetzungen wie ein großes Turnout, Flexibilität, Koordination und ein guter Spann zu einem schnelleren Fortschritt. Menschen, die diese Körpermerkmale von Natur aus besitzen, haben die Möglichkeit schon im ersten und zweiten Ballettjahr eine gute Form zu erreichen. Andere müssen jahrelang arbeiten, um auf ein vergleichbares Niveau zu kommen.
Die bekanntesten Ballettarten
Der Ursprung der Kunstform geht zwar viel weiter zurück, doch die Grundlagen der heutigen Balletttechnik haben sich im 18. Jahrhundert in Frankreich entwickelt. Daher ist das Vokabular der Tanzart bis heute Französisch. Während dieser Zeit wurden viele Regeln für das Training und die Bühne erstellt und an der Perfektion der Bewegungen gefeilt. Auch viele berühmte Choreografien des Balletts sind in diesen Jahren entstanden, die bis heute so oder so ähnlich getanzt werden. Durch die Verbreitung in weiteren Ländern wurden die Tanztechniken entsprechend modifiziert. Es entstanden verschiedene Schulen des klassischen Tanzes, die eine gleiche Grundtechnik besitzen, jedoch viele Unterschiede haben. Die berühmtesten stellen wir hier kurz vor:
Russisches Ballett / Vaganova Methode
Russland ist heutzutage eine der führenden Nationen der Ballettszene und hat seine ganz eigene Charakteristik entwickelt. Zwar gibt es über das Land verteilt verschiedene Stile, jedoch ist die Vaganova Methode, die von den berühmten Ensembles Bolschoi und Mariinsky genutzt wird, am populärsten. Sie wurde nach der prominenten Tänzerin und Choreografin Agrippina Jakovlevna Vaganova benannt, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Russland eine systematische Lernmethode des klassischen Balletts entwickelte. Besonders auffallend sind die kristallklare Tanztechnik, Expressivität und die Musikalität der Balletttänzer. Legendäre Ballettgrößen wie Rudolf Nureyev, Mikhail Baryshnikov, Svetlana Zakharova und Natalia Osipova wurden nach der Vaganova Methode ausgebildet.
Englisches Ballett /RAD Methode
Wenn es um Ballettunterricht geht, ist die Royal Academy of Dance mit Sitz in London eine der größten Organisationen weltweit. Gegründet wurde sie im Jahre 1920 von berühmten Persönlichkeiten der Tanzwelt mit dem Ziel, die vier großen Tanzstile (russisch, französisch, dänisch und italienisch) zu repräsentieren. Sie schafft Leitlinien für den klassischen Ballettunterricht, bietet Prüfungen und Kurse an, die weltweit genutzt werden. Charakteristisch für den Tanzstil ist die saubere, präzise Technik und klare Linien, die frei von Übertreibungen und großen Gesten sind.
Französisches Ballett
Das französische Ballett hat die längste Tradition, denn die Geschichte der Pariser Oper reicht bis in das 17. Jahrhundert zurück. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde der französische Stil zwar stark vom russischen Ballett beeinflusst, hat sich jedoch im Laufe der Zeit selbstständig weiterentwickelt. Französische Balletttechnik gilt als besonders schick. Die Positionen werden extrem sauber und präzise ausgeführt. Wichtig sind nicht nur die Bewegungen an sich, sondern auch die vorbereitenden Schritte dazwischen. Charakteristisch für diesen Tanzstil ist die Kombination von Eleganz, Schnelligkeit, Schlichtheit und Präzision.
Balanchine Methode
Die Balanchine Methode wird vor allem in den USA gelehrt und praktiziert. Begründet wurde sie vom bedeutenden Tänzer, Choreografen und Lehrer George Balanchine, der viele berühmte Choreografien wie Jewels, Serenade und Firebird kreiert hat. Sein Anspruch war es, klassische Ballettbewegungen zu überarbeiten, um dem Publikum bessere Linien und Bewegungen zu bieten. Besondere Merkmale dieser Balletttechnik sind die intensive Schnelligkeit, tiefe Plies und auffallende Armpositionen (Balanchine Arms). Häufig im Fokus steht ebenfalls die spezielle Arabesque Position, bei der die Hüfte geöffnet wird, um eine höhere Linie des Beins zu erreichen. Von allen Ballettarten ist die Balanchine Methode wahrscheinlich die am meisten erkennbare und gilt als ein moderner, neoklassischer Stil.
Die zentrale Rolle der Musik
Ohne Musik gäbe es keinen Tanz. Daher spielt die Musik im Ballett eine zentrale Rolle. Weltberühmte Kompositionen wie Schwanensee und Nussknacker sind legendär und die Melodien werden von den meisten Menschen direkt wiedererkannt. Ob Tschaikowsky, Prokofjew oder Strawinsky: Viele berühmte Komponisten des 19. Jahrhunderts widmeten sich dem damals populären Ballett und kreierten Stücke und ganze Werke speziell für die Bühnendarstellung. Daher entspricht bei Ballettmusik fast jede Note bestimmten Bewegungen und Handlungen auf der Bühne. Die meisten Ballettaufführungen werden mit einem Orchester und klassischer Musik untermalt. Diese ist programmatisch, das bedeutet, sie erzählt eine Geschichte. Solos, Paar- und Gruppentanz, in denen die Tänzer Gefühle ausdrücken und Zwischenparts, in denen die Tonart die Handlung untermalt, wechseln sich ab und vervollständigen das Bühnengeschehen.
Ballett: Ein Schauspiel, das Geschichten erzählt
Ballett ist viel mehr als nur Tanzen, Ballett ist eine eigenständige Kunstform, bei der eine Geschichte ohne Worte erzählt wird. Durch seine Technik, Musikalität und Emotionen zieht es Zuschauer seit Jahrhunderten in seinen Bann und begeistert sowohl Kinder als auch Erwachsene. Ikonische Werke wie Schwanensee, Romeo und Julia und Jewels haben Kultstatus und stellen die Schönheit der Bewegungen und emotionale Handlung auf einzigartige Art und Weise dar. Doch das Erlernen von Ballett ist nicht leicht. Die Aneignung der richtigen Technik und Ausführungen der anspruchsvollen Bewegungen ist Hochleistungssport und erfordert dem Körper einiges ab. Fast alle Berufstänzer beginnen ihr Training daher im Kindesalter und erfüllen bestimmte körperliche Voraussetzungen. Auch wenn nicht jeder ein professioneller Tänzer werden kann, ist Ballett ein beliebtes Hobby und kann in jedem Alter ausgeübt werden. Es stärkt den Körper, steigert die Ausdauer und trägt zu einer größeren Flexibilität bei. Wenn du selbst mal wie eine Ballerina über das Parkett schweben möchtest, scheue dich nicht bei einer Tanzschule in deiner Nähe anzufragen. In unserem Online Shop findest du den passenden Tanzbedarf, um direkt mit dem Training loszulegen.